Paul Watzlawick Tage III
18.-20. Oktober 2019
Warmbaderhof Villach
„Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst!“
Humor und Paradoxie im Spannungsfeld der Kommunikation
Interdisziplinäre Tagung mit Workshops, Referaten und Podiumsgesprächen
14:00 Uhr
Leer, erschöpft, ausgebrannt, keine Energie mehr für Arbeit, Freunde, Familie, und das Gefühl, sich mehr und mehr von anderen zu distanzieren …
Burnout ist ein Phänomen, mit dem Menschen in zunehmendem Maße konfrontiert sind. Längst sind es nicht mehr „nur“ Menschen in helfenden- und lehrenden Berufen, die den Rand der emotionalen Erschöpfung erfahren oder auch darüber hinaus blicken. Aber immer noch scheinen diese am häufigsten betroffen. Verlässt man eine individualisierte Betrachtung des Problems und versteht Burnout in einem größeren Zusammenhang, lassen sich vier Auslöser oder Ursachenbereiche feststellen: die Person (individuelle Faktoren), die Arbeitssituation (Organisation), die Familie/Partnerschaft und gesellschaftliche Faktoren. Alle vier Bereiche zusammen bieten eine Menge Möglichkeiten, Burnout als gesellschaftliches Gemeinschaftsprojekt anzupacken! Erfahren Sie, was wir in Familie, Partnerschaft, im Unternehmen und was wir selbst beitragen können – mit viel Information, dem nötigen Ernst, mit praxisnahen Beispielen und ausreichend Humor im Stil des bekannten Seminarkabaretts.
Der Kurzworkshop bot Möglichkeiten zur persönlichen und betrieblichen Burnout-Prävention . Die TeilnehmerInnen erhielten konkrete Ideen , die der effektiven Früherkennung von Burnout dienten.
Das Spiel der Überraschungen – Workshop Hofkirchner & Litschauer
Wir wollen uns die Erlaubnis geben, uns im Spiel zu erleben. Ohne mit einer konkreten Idee zu beginnen, nährt und kreiert sich das Geschehen im Moment aus dem aufmerksamen Kontakt von uns Spielenden. Wir treten in eine räumliche, physische und emotionale Beziehung. Dabei ist oft das Naheliegende das Geschenk, das uns – Spielende wie Zusehende – überrascht und ermöglicht, Neues zu entdecken. Wir lassen uns in eine theatrale Welt führen – eine Welt, die plötzlich echt ist und dabei doch nur gespielt.
In diesem Workshop werden wir Übungen zur Körperwahrnehmung, strukturierte Improvisationen und clowneske Spiele vorstellen. Bitte mit bequemer Kleidung und Hut kommen.
Achtsamkeit ist Wahrnehmen, ohne zu bewerten. Achtsamkeit kann dabei helfen, einen Bewusstseinsraum zu betreten, von wo aus wir uns wahrnehmen können. Dadurch ist Begegnung und Beziehung mit mir selbst möglich. Mit dem Humor verhält es sich auch ein wenig wie mit der Achtsamkeit. Da bin ich, und da ist mein Selbst, das über mich lacht. Damit ist wiederum Begegnung mit und Beziehung zu mir möglich. Humor kann helfen, die manchmal ernste Welt der Achtsamkeit aufzulockern. Im Workshop kommen folgende Methoden zur Anwendung: Theorie der humorbasierten Achtsamkeit, Meditationen, Lachen als Medizin. Zur Vorbereitung bitte einen Lieblingswitz mitnehmen.
Die Komplexität und Geschwindigkeit der heutigen Arbeits- und Lebenswelten überfordern immer mehr Menschen, Organisationen und Schulen. Führungskräfte und Pädagogen sollten ständig die gleichzeitige Verbindung von Tradition & Innovation, Mitarbeiter- & Marktsicht, Elternwünschen & Bildungsaufträgen schaffen. Es gilt also, Mittel und Wege zu finden, Paradoxien der Organisation zu bearbeiten und zu lernen, diese Ambivalenzen auszuhalten und gut auszubalancieren. Das moderne Leben bietet uns einfach zu viele Möglichkeiten an, zwischen denen wir entscheiden sollen. Diese Gegensätze verunsichern uns stark, lösen innere Konflikte und extremen Stress aus. Gerade in diesem spannungsgeladenen Umfeld braucht es einen roten Faden, wie Entscheidungen in Schulen und Unternehmen getroffen werden und wie diese dann kommuniziert werden.
Ziel des Workshops ist es, Paradoxien der Führung zu erkennen, eigene innere Suchprozesse anzuregen, neue Perspektiven einzunehmen und mehr Leichtigkeit in den beruflichen und privaten Alltag zu integrieren. Wertschätzender Humor ist dabei eine vielfach unterschätzte Methode, um gelassener, kreativer, gesünder und leistungsfähiger zu sein und Komplexität zu lösen.
19:00 Uhr
„Nur wer logisch denkt, kann verrückt werden!“
Paradoxien in Gesellschaft, Organisationen und Familien sowie „konkrete Rezepte“ zu Kommunikation
Elvira M. Gross im Gespräch mit Univ. Prof. Dr. Fritz B. Simon, Heidelberg
Prof. Dr. Fritz B. Simon ist Psychiater, Psychoanalytiker, Systemischer Familientherapeut, Wissenschaftler, Organisationsforscher und -berater. Herausgeber von 31 Fachbüchern und mehr als 200 Fachartikeln und Wissenschaftlicher Leiter an der Universität Kaiserlautern.
20.30 Uhr
Zum Ausklang: Lieder nahe am Wasser
von und mit Christian Hölbling und Band
Samstag, 19. Oktober
10:00 – 11.30 Uhr
Historische Stadtwanderung durch Villach: „Von Paracelsus bis Watzlawick“
mit Prof. Dagmar Fend-Wunsch, einer Nichte Paul Watzlawicks und Ulrich Hagg
13:30 Uhr
Paul Watzlawick war ein Lehrender über die Kommunikation zwischen Menschen und den unterschiedlichen Wahrnehmungen ihrer Lebensrealität („Jede/r meint, dass seine/ihre Wirklichkeit die wirkliche Wirklichkeit sei“).
Es gelang ihm, daraus ein Interventionsrepertoire an Fragen zu entwickeln, die in psychotherapeutischen Kontexten zu neuen und originellen Lösungsmöglichkeiten alter Probleme führen können („Wer seine Lage verbessern will, muss darüber nachdenken, was er/sie tun müsste, um sie zu verschlechtern“; „Was passiert, wenn nichts passiert“; „Was wurde im besten Sinne ausprobiert und hat nicht zum gewünschten Ergebnis geführt“ und viele mehr).
In diesem Workshop werden wir einsam, zweisam und gemeinsam an einigen dieser Fragen für persönliche Themen, die neuer Lösungen bedürfen, die eventuell besser passen, arbeiten. Vorgesehen ist auch die Möglichkeit einer Evaluation der entwickelten Lösungsansätze in einem „Debriefing“ per Mail, zwei Wochen später, mit einem/r Teilnehmer/in Ihrer Wahl. Mit der Anmeldung zu diesem Workshop verpflichten Sie sich zur Verschwiegenheit über Inhalte, nicht jedoch über die formale Gestaltung.
Wie therapeutisch kann Kabarett sein? Wie kabarettistisch kann Therapie und Beratung sein? Und wie können wir die verbindenden Elemente von Humor und Provokation in der Arbeit mit KlientInnen als Potential nutzen und als (indirekte) Suggestion für Stärke, Hoffnung und Zuversicht erfahrbar zu machen?
Therapeutisch entwickelter Humor versteht sich als empathische Zumutung und als eine ressourcenorientierte Herausforderung und kann vor dem Hintergrund einer vertrauensvollen Beziehung eine wirksame Möglichkeit sein, in kurzer Zeit Zugang zu neuen Perspektiven zu finden sowie Veränderungen anzubahnen.
Im Workshop werden nach einer kurzen Gruppenübung theoretische Überlegungen zum Thema präsentiert und humorvolle und provokative Strategien und Interventionen vorgestellt, um bestehende Muster, Bewertungen und problematische Einstellungen und selbsthypnotische Induktionen zu unterbrechen und anschliessende „Lösungen“ optimal vorzubereiten. Weiters sollen Voraussetzungen, notwendige Bedingungen, Anwendungsmöglichkeiten und Grenzen durch Fallbeispiele, Demonstrationen und Übungen reflektiert werden.
In dem Workshop geht es um alltägliche, partnerschaftliche und familiäre Widersprüche und ihre Sichtbarmachung anhand von systemisch-zirkulären Fragen. Mithilfe von eingebrachten oder mitgebrachten Lebens- oder Beziehungssituationen nähern wir uns den darin auftauchenden Paradoxien. Gemeinsam sollen dazu Gegenparadoxien entwickelt werden, um die systemimmanenten oder systemspezifischen Gegensätze gleichermaßen zu verstärken und zu entkräften. Ein Scheitern am Versuch, etwas Unlösbares zu lösen, ist dann vielleicht gar kein Scheitern. Die Ambivalenz zwischen Problem und Lösung bleibt aufrecht und kann dann möglicherweise besser balanciert werden. Begleitend darf über allzu menschliche Unzulänglichkeiten und bisherige Versuche geschmunzelt werden.
Helfen Sie mir bitte nicht!
Watzlawick@Work: Paradoxe Intervention & Hilfe durch Nicht-Hilfe
Das Hilfe-Paradoxon begleitet uns im psychosozialen Arbeitsalltag: die beste Hilfe ist jene, die sich überflüssig macht.
Ihre Lage ist leider hoffnungsvoll, aber bierernst. Wenn Sie in meinen Workshop kommen, ist Ihnen ohnehin nicht mehr zu helfen.
13.30-15.00
Zum Einstieg dieses Workshops suchen wir in Anlehnung an Dirk Baeckers provokanten „3 Verdachtsmomenten“
- Motivverdacht: inwiefern steht bei professionellen HelferInnen und deren Organisationshintergrund die (auch finanzielle) Selbstbestätigung im Vordergrund
- Effizienzverdacht: Selbsthilfepotenziale werden augenblicklich unterminiert, wenn der/die Helfende auf den Plan tritt
- Stigmatisierungsverdacht: Hilfe befördert die Selbstwahrnehmung als „Hillfsbedürftiger“ auch im Sinne der Selffulfilling Prophecy
die Spuren & Implikationen dieser Phänomene in unserem jeweiligen Professionsfeld.
15:30 bis 17:00
Nach der Pause: „Seht, in meinen Augen spiegeln sich alle Dinge umgedreht!“ (Francois Villon). Wir analysieren wir Fallbeispiele aus der psychosozialen Praxis durch die paradoxe Brille
und stellen die Frage nach dem „rechten Maß“ der Hilfe durch Nicht-Hilfe. Was macht paradoxe Interventionen wirksam? Wann sind sie kontraindiziert?
Wie können wir komplementäre Erwartungsspiele in einer professionellen Hilfebeziehung durchbrechen?
Methodik: lustvolle, übungsorientierte Formen des Von-und Miteinander Lernens,- wie sich halt die Workshops bei den Paul-Watzlawick nach meiner Erfahrung autopoietisch entfalten!
Vortragsabend und Podiumsgespräch mit Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann, Dr. Irene Suchy und Mag. Stefan Geyerhofer
18:00 Uhr
Einleitung
Mag. phil. Stefan Geyerhofer, IST Wien
18:15 Uhr
„Kunst in Opposition zum Ernst“
Vortrag von Dr. Irene Suchy mit musikalischer Live-Performance von Univ. Prof. Dr. Bartolo Musil
Humor, Paradoxie, Schmäh – daraus entwickelte sich eine neue ästhetische Kategorie, beginnend mit der österreichischen Nachkriegszeit, wie Irene Suchy mit Otto M. Zykan nachgewiesen hat. Das Denken und die Performances künstlerischer Avantgarden waren von Humor, im Nachkriegs-Wien vom „Schmäh“ geprägt .
Schmäh ist Experiment, Schmäh braucht Aufführung, wie „Schmäh machen“ im Wienerischen „sich aufführen“ bedeutet. Zugleich dient der Humor der kommunikativen Entkoppelung, der Distanz zur Schulbildung, der Demaskierung von Herrschaft und Tradition.
So ist es nur konsequent, dass Suchys Referat eine Performance ist und weitere einschließt, jene von Bartolo Musil, selbst Forscher im Grenzbereich von Sprache und Musik, der Otto M. Zykans „Polemische Arie“ interpretiert. Gerade Zykans Werk stellt in seiner gestisch-poetisch-kompositorischen Struktur traditionelle Zuschreibungen radikal infrage. Sein irrlichternder und nonkonformistischer Humor schlägt damit eine Brücke zum Denken und Forschen von Paul Watzlawick.
Paul Watzlawick, in den Kontext des Gelächters wie der Verstörung künstlerischer Ereignisse des Wiener Aktionismus gestellt, die schon die Fährte des Humors in der Bildenden Kunst der 1950er Jahren verfolgt: Humor als Motor, Werkzeug und Haltung. Gerade der Humor in seinem so gar nicht wertfreien Bedeutungsspektrum eröffnet eine neue Ebene kompositorischer wie künstlerischer Möglichkeit und ist gleichzeitig ein gesellschaftspolitisches Werkzeug des Widerstands gegen intellektuellen Stillstand.
19:00 Uhr
20:00 Uhr
„Aber so ernst auch wieder nicht…“
Ironie, Humor und Witz als Einspruch gegen die Wirklichkeit
Vortrag Univ. Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann
Philosophie, so schrieb einmal der Philosoph Theodor W. Adorno, sei das Allerernsteste, um dann hinzuzusetzen: Aber so ernst auch wieder nicht. Adornos Diktum deutet an, dass jede ernsthafte Anstrengung sich angesichts der letzten Dinge als nicht ganz so ernsthaft erweist und deshalb auch mit Humor genommen werden kann. Der Humor unterläuft die ernsten Mienen aller Besorgten. Wenn es um alles geht, um den Ernst der Lage, den Zustand der Gesellschaft, die Gefahren des Populismus und das Klima der Welt, dann dürfen bekanntlich keine Witze gemacht werden. Gerade in den Situationen des Ernstes und der vermeintlichen Alternativlosigkeit entfaltet der Humor aber seine subversive Kraft. Humor als das Nichternste am Ernst ist selbst eine paradoxe Intervention. Im Unernst verweigern wir uns den Ansprüchen der Wirklichkeit. An drei Figuren des Unernstes, an der romantischen Ironie, am Begriff des Humors bei Sören Kierkegaard und am Witz und seiner Beziehung zum Unbewussten bei Sigmund Freud wird der Vortrag zeigen, wie damit ästhetische, religiöse und psychische Ernsthaftigkeiten unterlaufen werden.
Kleine Pause
20:15 Uhr
„Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst“
Podiumsgespräch über Humor und Paradoxie im Spannungsfeld der Kommunikation – ein Kernthema Paul Watzlawicks aus gegenwärtiger kultureller, philosophischer, soziologischer und psychologischer Sicht.
Gäste:
Univ.Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann – Philosoph, Autor, Villach / Wien
Dr. Irene Suchy – Kulturwissenschaftlerin, Ö1 Redakteurin, Wien
Univ. Prof. Bartolo Musil – Sänger, Komponist, Musikwissenschaftler, Wien
Univ. Lekt. Ulrich Hagg, MA MBA – Paar- & Familientherapeut, PWG
Moderation: MMag. Elvira Gross
ca. 21:15 Uhr
Den Höhepunkt des Samstag Abends bot das Gespräch mit Prof. Fritz Simon