Paul Watzlawick Tage 2017
vom 6. – 8- Oktober 2017

„Glücklich sein kann jeder, aber unglücklich sein will gelernt sein“

Freunde des Philosophen Paul Watzlawick tagen erstmals in Villach

 

Glücksratgeber haben in schwierigen Zeiten seit jeher Hochkonjunktur. Doch das Glück als die Erfüllung sämtlicher Sehnsüchte schlägt nicht selten in sein Gegenteil um, es ist volatil und hat Nebenwirkungen. Dennoch bleibt es wünschenswert.

 

Paul Watzlawick, Meister der Kommunikation und des Paradoxen, lieferte in den Achtzigerjahren den dazu passenden Antiratgeber, die berühmt gewordene „Anleitung zum Unglücklichsein“.

 

Sein 10. Todesjahr nimmt die neugegründete Gesellschaft der Freunde Paul Watzlawicks zum Anlass, Philosoph*innen wie Peter Heintel, Forscher*innen und Autor*innen wie Andrea Köhler-Ludescher und Franz Schuh, den diesjährigen Träger des Paul-Watzlawick-Ehrenringes, zu einem Symposium zu laden, um sich über die Streitbarkeit des Erfolgsgradmessers Glück auszutauschen.

 

Denn wer kann heute noch so optimistisch scheitern wie ein Hans im Glück?

In der Nähe des Elternhauses von Paul Watzlawick fanden sich drei Tage lang Menschen aus unterschiedlichen Professionen um gemeinsam eine Veranstaltungsreihe zu Ehren der Person und des Wirkens Paul Watzlawicks zu gestalten. Zahlreiche an der Person und am Werk Interessierte, sowie Personen aus pädagogischen, psychosozialen, beratenden und Gesundheitsberufen und Studierende aus Bildungsstätten aus ganz Österreich sind unserer Einladung gefolgt und haben diese Veranstaltungsreihe zu einem großen Erfolg gemacht.

Unterstützt und mitgetragen wurden die einzelnen Angebote von der Kulturabteilung der Stadt Villach, der pädagogischen Hochschule Klagenfurt, der österreichischen Vereinigung für Supervision und der Gesellschaft der Freunde Paul Watzlawicks.

Freitag, 6. Oktober

Workshops und Lesung im Karawankenhof

14:00 Uhr

WS 1 »Unsere Welt ist die wahre Welt, verrückt, verlogen oder illusorisch sind nur die Welten der Anderen!«
Paul Watzlawick

Leitung: Prof. Peter Heintel

14.00 Uhr

WS 2 »Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann!«
Francis Picabia

Leitung: Mag. Barbara Sommerer

Perspektive, Symmetrie, Harmonie, Proportion und Dimension sind Mittel der Kunst, die seit Jahrhunderten unsere Wahrnehmung prägen und Informationen vermitteln. Diese Gesetze der Gestaltung beeinflussen unsere Vorstellungen von Ästhetik, Wahrheit und Schönheit.

In Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche setzten wir unsere Hoffnungen auf Veränderungsprozesse, um so Mitarbeiter, Klienten und Auftraggeber auf »unsichere Zeiten« einzustimmen. Der in Veränderungs–Prozessen (Change) vielbeschworene Perspektivwechsel funktioniert jedoch nicht indem man sich hinstellt und sagt: »Ab morgen wechsle ich die Perspektive«.  Die Kenntnis darüber, welche Perspektiven es überhaupt gibt, wie sie konstruiert werden, welchen Betrachtungspunkt man einnehmen kann, und wo man Horizonte positioniert, macht bewusste Gestaltung von Veränderung oft erst möglich.
Methoden der künstlerischen Praxis und das Aktivieren kreativer Potenziale bieten dabei eine Vielzahl von Lösungen, die uns helfen den Aufgaben der Zukunft besser begegnen zu können.

Im Workshop beschäftigen wir uns mit folgenden Fragen:

  • Was brauchen wir, um die eigene Kreativität zu aktivieren?
  • Was inspiriert uns?
  • Wie kommen wir auf neue Gedanken?
  • Wie können wir unsere eigene Wahrnehmung weiterentwickeln?

Wir lernen dabei  Mittel und Methoden der Kunst (Gestaltung, Betrachtung) und des Querdenkens wie Lateral Thinking und Kreativtechniken (wie z.b. 6 Thinking Hats, Design Thinking) kennen.

Ziel des Workshop ist es, einen Blick auf unsere kreatives Potential zu werfen und Veränderungsfähigkeit aus einer neuen Perspektive zu betrachten.

Mag. Barbara Sommerer arbeitet als Gestalterin und ist seit 2011 Vorstand der Projektform AG. Sie entwickelt und realisiert mit Ihrem Team Kultur- und Kommunikationsprojekte für Industrie, Produktionsbetriebe, Museen und öffentliche Auftraggeber, wie Ausstellungen, Firmenmuseen, corporate spaces, realisiert Wissens- und Weiterbildungsprojekte.
Barbara Sommerer ist allgemeine beeidete Gerichtssachverständige für Projektmanagement, Medienwesen im 20.und 21. Jahrhundert, Vortragende und Lehrbeauftragte. Sie studierte in Prag und Wien Kunst, Astronomie und Kulturmanagement und arbeitet an der Dissertation zu Gestaltungsprinzipien und Wirtschaftskultur (Universität für angewandte Kunst, Wien).
www.projektform.cc

18:00 Uhr

Aufbruch ins Märchenhafte. »Hans im Glück« und wie er die Welt sah – erzählt von Elvira M. Gross.

Samstag, 7. Oktober

Workshops, Referate und Podiumsgespräch, Karawankenhof

13:30 Uhr

WS 3 »Die Vermeidung eines Problems dient dem Zweck seiner Verewigung!«
Paul Watzlawick, Hans im Glück trifft Schopenhauer

Leitung: Dr. Roland Fürst/ Mag. Manfred Tauchner

13:30 Uhr

WS 4 Als ob ist so gut wie. oder »Wo ein Möglichkeitsraum, ist auch ein Wirklichkeitsraum«
Ludwig Wittgenstein

Leitung: Univ. Lekt. Ulrich Hagg

Im Workshop soll, nach einer kurzen Einführung in die Philosophie des Als Ob von Wittgenstein bis Watzlawick, anhand von Fallbeispielen aus der Praxis die Methode der Als Ob Interventionen in ihren verschiedenen Ausprägungen spielerisch erarbeitet und vermittelt werden. Dabei geht es sowohl um die Bearbeitung von vergangenen unglücklichen Lebens- und Beziehungserfahrungen als auch um die Neukonstruktion von belastenden gegenwärtigen Wirklichkeiten und negativen Zukunftserwartungen. Die Eröffnung von Möglichkeitsräumen kann helfen eine innere Wirklichkeit zu erzeugen, die mit allen Sinnen erfasst und bei Bedarf auch wiederhergestellt werden kann. Neben eigenen Methoden werden wir uns der Petö Methode und der Wunderfrage nach de Shazer in abgewandelter Form nähern. Es braucht keinerlei Vorwissen oder Voraussetzung für den Besuch dieses Workshops.

Büchertisch der Kärntner Buchhandlung Villach
Ausstellung des Künstlerduos 1000& zum Thema

17:30 Uhr

Begrüßung
durch Vertreter des Landes, der Stadt Villach sowie der Veranstalter

17:50 Uhr

Einleitende Worte von Prof. Zucha DDr. H.c.

18:00 Uhr

Impulsvorträge

Dr. Andrea Köhler-Ludescher
»Ein Blick in Watzlawicks Vita – vom Glück des Unglücks«

Dr. Irmgard Bohunovsky-Bärnthaler
»Tertium datur«

Prof. Peter Heintel
»Zur Illusion einer Wirklichkeit«

19:20 Uhr

Vortrag von Prof. Franz Schuh: »Das Glück als Unglücksbote«

19:45 Uhr

Podiumsgespräch über die Relevanz des Kernthemas Paul Watzlawicks aus gegenwärtiger kultureller, philosophischer, soziologischer und psychologischer Sicht.

»Glücklich sein kann jeder, sich unglücklich machen aber will gelernt sein«

Gäste:
Dr. Irmgard Bohunovsky-Bärnthaler, Kulturwissenschaftlerin, Wien
Em. Prof. Peter Heintel, Philosoph, Organisationsberater Klagenfurt
Dr. Andrea Köhler-Ludescher, Kommunikationsberaterin, Wien
Prof. Franz Schuh, Philosoph, Schriftsteller, Literaturkritiker, Wien

Moderation: Christian Toulali, München

20:55 Uhr

Performance Slam Poetry von und mit Tara Meister

Paul Watzlawick war der Hammer

Paul Watzlawick wurde 1928 in Villach als Jüngster von sieben Brüdern geboren, er entpuppte sich bereits in jungen Jahren als Kirschkernweitspuckweltmeister, konnte If I had a hammer von Peter Paul and Mary auf der Trompete spielen, war bei den Mädchen beliebt, hatte keine Angst vor der Dunkelheit und fuhr freihändig mit dem Fahrrad.

Paul Watzlawick hat gesagt man kann sich die Wirklichkeit selbst schaffen.

Er war weder gut noch schlecht in der Schule und seine Lieblingstiere waren Elefanten. Er interessierte sich in Chemie vor allem für Lösungen und in Mathe für Funktionen, in Englisch hatte er Schwierigkeiten. Paul Watzlawick war ein Vollblut-Hipster der – yolo – im Hier und Jetzt lebte, sich für die Gegenwart interessierte und nicht in der Vergangenheit schwebte.

Paul Watzlawick war Handwerker. Er machte Nägel mit Köpfen.

Er nahm sich das nötige Werkzeug fürs Leben und legte los, riss ab was alt und baufällig war, machte die Wirklichkeit groß und von mehreren Seiten begehbar, mit vielen Eingängen, Rollstuhlrampe und Lift, so musste man sich nicht mehr hineinzwängen durch nur eine Tür, mit Papier und Stift legte er das Werkzeug in die Hände aller, so dass jeder seine eigenen Wände abreißen kann, um dann zu sehen, dass wir viele Nachbarn haben, die zu unserer Lebenssituation beitragen, weil kein Mensch eine Insel ist, nicht mal Robinson Crusoe. Und nur so können wir uns selber auf die Schliche kommen, wenn wir unsere Rollen und Muster erkennen, die wir angenommen haben ohne sie dabei zu benennen. Ein bisschen am Verputz geklopft und schon lassen sich die Dynamiken besser sehen, die zwischen Menschen entstehen, kein großes Drama, da gibt es ein System.

Vielleicht sollten wir alle unseren Job aufgeben und statt »Schmied des Glücks« lieber Handwerker sein anstreben. Uns ein Dach bauen für die Regentage, Stück für Stück aber ohne auf die ewige Sonne zu warten. Denn dieses Glück schmieden; was soll das heißen, das Wort allein ist schon ein heißes Eisen, dass es Glück gibt, dass kann letzten Endes doch keiner beweisen, weil wir alle anderes damit verbinden, man muss wohl Hans heißen um es nicht nur zu suchen, sondern auch zu finden.

Wer stand denn von Ihnen schon mal am Ende des Regenbogens?

Glücklich sein, das ist keine Bachelorstudiengang. Und auch wenn von Anfang an die Botschaft ist glücklich werden sei das Ziel, das sind zu viel Erwartungen an die Zeit hier auf Erden. Wir verderben uns die Lust einfach zufrieden zu sein; nein eigentlich kann gut allein besser sein.

Schmeckten Paul Watzlawick Glückskekse? Ich weiss es nicht genau, aber auch die nächste Göückssträhne wird wieder grau. Denn das Glück lässt sich nicht fassen und auf sein Verweilen kann man sich nicht verlassen.

Dem Regenbogen nachlaufen, unsere Kräfte im Job aufbrauchen um uns von dem Geld Urlaub zu kaufen, nach Perlen tauchen um am Ende das Leben glücklich auszuhauchen.

Glücklich bis an ihr Lebensende? Warum hört da die Geschichte auf? Weil es jede langweilig fände, den weiteren Verlauf! Da gibt es nichts mehr zu erzählen; warum also quälen wir uns bis zum glücklich Sein, ab da schläft man beim Zuhören ein.

Zu den illegalen Drogen müsste man ihn zählen den Glückspilz, denn es ist verlogen zu sagen das Glück kann wählen ob es zu dir will.

Wenn wir nur nach Glück streben, laufen wir Gefahr nicht zu erleben wie wunderbar das Hiersein sein kann, das Atmen, das Lachen, das Schlafen, das morgens aufwachen und da sein, mitten im besten aller Leben.

Für wen ist denn das Leben immer leicht? Wer hat denn das glücklich sein erreicht? Die Nutella-Familie aus der Werbung vielleicht? Ist die glücklich? Vielleicht war sie es. Aber irgendwann bekommen auch die Karies.

Stand jemand von Ihnen schon mal am Ende des Regenbogens? Würd ich Sie gerne fragen, ich denke nicht, denn einem Regenbogen kann man nur nachjagen, und selbst wenn:

einen Topf voll Gold kann niemand alleine tragen.

Tara Meister, Oktober 2017

Sonntag, 8. Oktober

»Literatur um 11« Lesung mit Musik im Parksalon, Hotel Warmbaderhof in Kooperation mit der Kulturabteilung der Stadt Villach

11.00 Uhr

Lesung »Watzlawicks Welt« mit Andrea Köhler-Ludescher und Florian Koschitz

Anlässlich des 10. Todestages des Kommunikationswissenschaftlers, Psychotherapeuten, Pop-Philosophen und Welt-Villachers begeben sich Andrea Köhler-Ludescher und Florian Koschitz auf eine Erlebnisreise durch sein Werk – von populären Perlen hin zu paralysierenden Alltags-Paradoxien. Wer erfahren möchte, wie man zeitweise mit klarer Verwirrtheit oder verwirrter Klarheit »nicht nicht kommunizieren kann«, mag bei der Lesung neue Ein-, Aus-  und Wegblicke gewinnen. Mitwirkende: Der Hammer des Nachbarn, die fliegenden Elefanten, Münchhausens Zopf und das fiese NichtNullsummenspiel.

Musik: Iris Markoš-Kühne, Klavier

ALLGEMEINE INFORMATIONEN:

Veranstaltungsort: Thermenhotel Karawankenhof und Hotel Warmbaderhof, Kadischenallee 22-24, 9504 Warmbad-Villach

Veranstalter: Gesellschaft der Freunde Paul Watzlawicks
Kadischenallee 22-24
9504 Warmbad-Villach
www.paulwatzlawickgesellschaft.at