Nachlese 2023

Rückblick auf die Paul Watzlawick Tage
2023

Die diesjährige Tagung der Paul Watzlawick Gesellschaft von 13. bis 14. Oktober war ein herausragendes Ereignis, das die Vielfalt und Tiefe der Kommunikation in all ihren Facetten beleuchtete. Mit über 150 Teilnehmenden im Hotel Warmbaderhof bot die Veranstaltung eine Plattform für einen fruchtbaren Austausch von Ideen und Perspektiven rund um die Vielfalt und das Gelingen von Kommunikation.

Freitag, 13. Oktober

Die Tagung startete gleich mit einer Reihe von Workshops, darunter „Poetisch denken – poetisch beraten“ mit Matthias Ohler, „Der Ton macht die Musik“ mit Barbara Widhalm, die „Das Verstehen verstehen“ mit Ina Paul-Horn und Ulrich Hagg, „Spannungsfeld Organisation“ mit Tina Rabl und „Die Poetik der künstlichen Intelligenz“ mit Carmen Mertlitsch, welche die Teilnehmenden auf unterschiedlichen Ebenen mit Sprache in Verbindung brachten.

Der Abend wurde nach der offiziellen Begrüßung durch den Landtagspräsidenten Reinhard Rohr und einführenden Worten von Ulrich Hagg durch einen inspirierenden Vortrag von Bernhard Pörksen über die „Kunst des Miteinander Redens“ eröffnet. Christiane Floyd schloss unmittelbar mit Ihrem spannenden, humorvollen und kritischen Vortrag zum Thema „Mensch oder Algorithmus?“ an.

Danach folgte ein Podiumsgespräch, moderiert von Ulrich Hagg, in dem Christiane Floyd und Bernhard Pörksen Gedanken und Erfahrungen teilten und Fragen aus dem Publikum beantworteten.

Ein besonderer Höhepunkt war die Lesung von ausgewählten Texten von Paul Watzlawick zum Thema Kommunikation durch die Schauspielerin Brigitte Soucek, im Wechsel mit den zauberhaften Klängen des ukrainischen Pianisten Viktor Pelepchuk.

Samstag, 14. Oktober

Der zweite Tag setzte am Vormittag mit fünf Workshops fort, darunter „Scham als soziales Gefühl“ mit Birgit Weissenbacher, weiters ging es noch einmal um das Verstehen von Kommunikationsmodellen, um die Konfliktklärung in Organisationen, um Nicht-Sprachliche Formen von Kommunikation und um Konstruktivistische Welten der KI.

Mittags fand sich eine Gruppe von Teilnehmenden zum geführten Stadtspaziergang zum Thema „Von Paracelsus bis Watzlawick“ ein, der mit kundiger Begleitung von Dagmar Fend-Wunsch, einer Nichte Paul Watzlawicks, durch Stadtlandschaften und Lebensgeschichten führte.

Wir möchten uns bei Anneliese Schluga für ihre großartige Moderation sowie bei beiden Vortragenden, allen Workshopleiterinnen und -leitern sowie den Teilnehmenden für ihr Engagement und ihre Beiträge bedanken. Ein besonderer Dank gilt auch Niklas Florian, der heuer erstmalig eine Onlineteilnahme ermöglichte sowie unseren Kooperationspartnern und Sponsoren, die diese Tagung mit ihrer Unterstützung ermöglicht haben.

Die Veranstaltung hat einmal mehr gezeigt, wie wichtig Dialog und Metalog im Bereich der Kommunikation sind und wie essenziell diese für unser Zusammenleben in einer sich ständig wandelnden Welt sind.

Abendvortrag B. Pörksen 13.10. – Zusammenfassung laut Mitschrift des Veranstalters

In diesem Vortrag wurden fünf Prinzipien für eine gelingende Kommunikation genannt (ohne Anspruch auf ein allgemeingültiges Rezept) und mit Beispielen unterlegt:

  1. Öffnende Wertschätzung: Beinhaltet die Fähigkeit, zwischen Personen und ihrem Verhalten zu unterscheiden.
  2. Perspektivenverschränkung: Erfordert eine Positionsbestimmung hinsichtlich Selbstklärung und Situationsklärung: Von welcher Wirklichkeit sprechen wir? Geht es um Beziehungsfragen oder um Inhalte?
  3. Doppelte Passung: Kommunikation sollte authentisch, wesensgerecht, situations- und rollenadäquat sein.
  4. Zuhören: Braucht eine nicht-egozentrische Aufmerksamkeit. Zwei Fragen sind wesentlich: Stimmt das mit meinem Glauben überein? Wie kann das in deiner Wirklichkeit verstanden werden?
  5. Respektvolle Konfrontation: Grundfrage: Bin ich dialogbereit? Konfrontation bezieht sich auf die Position, nicht auf die Person. Hilfreich ist Klarheit in der Unterscheidung zwischen Verstehen, Verständnis und Einverständnis.

Zur Vertiefung seien noch die Bücher „Kommunikation als Lebenskunst“ und „Die Kunst des Miteinander-Redens“ zu empfehlen, Gespräche zwischen Bernhard Pörksen und Friedemann Schultz von Thun über dessen Grundthesen zu Kommunikation und über den notwendigen Dialog in Gesellschaft und Politik.

Mensch oder Algorithmus? Zum verantwortungsvollen Umgang mit Künstlicher Intelligenz | Christiane Floyd 13.10.2023

Wir freuen uns, Ihnen die Möglichkeit zu bieten, den aufschlussreichen Vortrag von Christiane Floyd mit dem Titel „Mensch oder Algorithmus? Zum verantwortungsvollen Umgang mit Künstlicher Intelligenz“, der am 13. Oktober 2023 gehalten wurde, nachzulesen. Diese Präsentation bietet tiefe Einblicke in die sich schnell entwickelnde Welt der Künstlichen Intelligenz und wirft wichtige Fragen über unsere Rolle und Verantwortung in diesem neuen Zeitalter auf.

In diesem Vortrag erkundet Frau Floyd die facettenreichen Aspekte der Künstlichen Intelligenz – von ihrer historischen Entwicklung über die gegenwärtigen Herausforderungen bis hin zu den ethischen Überlegungen, die in einer zunehmend von Technologie geprägten Welt unumgänglich sind. Die Präsentation ist eine wertvolle Ressource für alle, die ein tieferes Verständnis für das komplexe Verhältnis zwischen Mensch und Maschine entwickeln möchten.

Sie können den gesamten Vortrag unten durchklicken oder für eine eingehendere Betrachtung herunterladen.

Zum Downloaden der Folien hier klicken.

Zitate der Lesung von Texten zu Kommunikation von Paul Watzlawick, gelesen von Brigitte Souček und am Klavier begleitet von Viktor Pelepchuk am 13.10.2023

  1. Musikalischer Auftakt (Debussy Préludes)
    • „Es ist an der Zeit, uns der barocken Hölle menschlicher Beziehungen zuzuwenden.“
  2. Musik (Prokofjew Teuflische Einflüsterung)
    • „Ein sehr wirksamer Störfaktor in Beziehungen besteht darin, dem Partner nur zwei Möglichkeiten zur Wahl zu geben, und, sobald er eine wählt, ihn zu beschuldigen, sich nicht für die andere entschieden zu haben.“
    • „Das Verhalten jedes Partners bedingt das des Anderen und wird seinerseits von dem des Anderen bedingt.“
    • „Die Kausalität von Beziehungen ist kreisförmig, (…) genauso, wie jede Ursache eine Wirkung bedingt, jede Wirkung ihrerseits zu einer Ursache wird und damit auf ihre eigene Ursache zurückwirkt.“
  3. Musik (Satie Première Pensée Rose et Croix)
    • „Warum fällt es uns bloß so schwer, einzusehen, dass man gemeinsam gewinnen kann, sobald man nicht mehr davon besessen ist, den Partner besiegen zu müssen um nicht besiegt zu werden?“
    • „Geliebt zu werden ist auf jeden Fall mysteriös. Nachzufragen, um Klarheit zu schaffen, empfiehlt sich nicht.“
  4. Musik (Satie Deuxième Quartuor)
    • „Jede Mitteilung enthält einen Hinweis darauf, wie ihr Sender sie vom Empfänger verstanden haben möchte.“
    • „Die Gemeinsamkeit der Sprache erzeugt die Illusion, dass der Partner die Wirklichkeit selbstverständlich so sehen muss, wie ich sie sehe.“
    • „Es ist nämlich durchaus möglich, den Standpunkt des Anderen zu verstehen, ohne deswegen der gleichen Meinung oder einverstanden zu sein.“
    • „Der Glaube, es gäbe nur eine Wirklichkeit, ist ja die gefährlichste aller Selbsttäuschungen.“
  5. Musik (Satie Carésses)
    • „In menschlichen Beziehungen sind die rein praktischen Voraussetzungen von Kommunikation ja meist gegeben.“
    • „Über Gegenstände lässt sich ziemlich leicht sprechen – aber über Liebe?“
    • „Wieviel einfacher ist es, eine tragfähige Beziehung zu einem Computer statt zu einem Menschen herzustellen.“
  6. Musik (Chopin Etudes)
    • „Begriffe wie Spontaneität, Vertrauen, Folgerichtigkeit, Beweisbarbarkeit, Gerechtigkeit, Normalität, Macht und viele andere haben die fatale Neigung, bei allzu genauem Durchdenken in Paradoxien zu münden.“
    • „Das Bild ist nicht das Abgebildete, der Name nicht das Benannte, eine Erklärung der Wirklichkeit nur eine Erklärung und nicht die Wirklichkeit selbst.“
    • „Demnach können wir von der „wirklichen“ Wirklichkeit (falls es sie überhaupt gibt) immer nur wissen, was sie nicht ist.“
    • „Unsere Welt ist die wahre Welt; verrückt, verlogen, illusorisch, verschroben sind immer nur die Welten der anderen.“
  7. Musik (Satie Gnosienne Nr.6)
    • „Die Möglichkeit des Andersseins und die Möglichkeit des Zuwiderhandelns sind immer gegeben.“
    • „Denn die Vermeidung eines Problems dient dem Zwecke seiner Verewigung.“
    • „Das Leben ist wie ein Partner, den man annimmt oder ablehnt und von dem man sich selbst angenommen oder verworfen, gefördert oder betrogen fühlt.“
    • „Je weniger man vom Anderen weiß, desto überzeugter ist man, ihn zu kennen.“
    • „Verschiedene Sprachen sind nicht ebenso viele Bezeichnungen einer Sache, es sind verschiedene Ansichten derselben.“
    • „Wie wissen wir, was wir nur zu wissen glauben?“
  8. Musik (Satie Gnosienne Nr.6)
    • „Wer von anderen, die für ihn lebenswichtig sind, dafür verantwortlich gemacht wird, anders zu fühlen, als er fühlen sollte, wird sich schließlich dafür schuldig fühlen, nicht die „richtigen“ Gefühle in sich erwecken zu können.“
    • „Wo anders als im Menschen könnte das Menschliche liegen?“
    • „Wie bringen wir es alltäglich fertig, uns zu unseren eigenen Gegenspielern zu machen.“
    • „Es gibt Menschen, die sich von ihrer eigenen Güte ausschließen.“
    • „Unglücklichsein kann jeder, sich unglücklich machen aber will gelernt sein.“
  9. Musik (Satie Premier Quartuor)
    • „Existentielle Verzweiflung ist der schmerzhafte Zwiespalt zwischen dem, wie es ist, und dem, wie es sein sollte.“
    • „Die grundlegende Regel, wonach das Spiel kein Spiel, sondern todernst ist, macht das Leben zu einem Spiel ohne Ende, das eben nur der Tod beendet.“
    • „Die einzige Regel, die dieses todernste Spiel beenden könnte, ist nicht selbst eine seiner Regeln. Für sie gibt es verschieden Namen, die an sich ein und dasselbe bedeuten: Fairness, Vertrauen, Toleranz.“
    • „Die Fähigkeit, mit relativen Wahrheiten zu leben, mit Fragen, auf die es keine Antworten gibt, mit dem Wissen, nichts zu wissen, und mit den paradoxen Ungewissheiten der Existenz, dürfte das Wesen menschlicher Reife und der daraus folgenden Toleranz für andere sein.“
    • „Alle meine Bücher handeln davon, dass die sogenannte Wirklichkeit das Ergebnis von Kommunikation ist.“
  10. Musik (Rachmaninoff Etudes)

*Alle Zitate stammen von Paul Watzlawick aus Werken der Jahre 1967-
1995